08.01.2020

Bahnhöfe kombinieren nachhaltige Mobilität mit urbaner Erneuerung

Wachsendes Umweltbewusstsein macht Züge wieder zu einer attraktiven Mobilitätslösung. Zentrale Bahnhöfe werden radikal modernisiert.

Jahrelang galt der Personenbahnverkehr als sterbende Branche. Mobilitätsgurus und Medienexperten waren sich einig, dass das Auto und das Flugzeug die Zukunft sind, während Züge langsam in Vergessenheit geraten. Aus diesem Grund wurde im Verkehrsbereich vermehrt in riesige Flughäfen und ausgedehnte Straßennetze investiert. Dabei wurde jedoch eine wichtige Tatsache nicht bedacht: Der Personenbahnverkehr ist gar nicht ausgestorben. Er ist sogar aktiver denn je! Und da das Interesse an Umweltschutz weltweit zunimmt, müssen Kosten und Nutzen neu kalkuliert werden – wobei sich die Sicht auf Züge radikal ändert.

Birmingham makes a bold statement about rail mobility.

Bahnhöfe als Tempel der modernen Mobilität

Wenn wir an Bahnhöfe denken, kommen uns oft monumentale Bauwerke aus einem vergangenen Zeitalter in den Sinn. Die riesigen Hauptbahnhöfe sollten ihre zentrale Rolle beim Fortschritt und Wohlstand des 19. (und sogar 20.) Jahrhunderts widerspiegeln. Diese zentrale Rolle wird nun neu entdeckt und wiederbelebt.

Bahnhöfe werden ins 21. Jahrhundert katapultiert. Moderne Schnellzüge zwischen Städten können in Bezug auf Preis, Komfort und Zeitersparnis mit Kurzstreckenflügen und Autofahrten mithalten, und die Verbindungen werden rapide ausgebaut, besonders in Asien. Bahnhöfe haben sich mit der Zeit zudem zu zentralen urbanen Drehscheiben für den Metro- und Pendlerverkehr entwickelt. Gleichzeitig erkennen Architekten, dass an Bahnhöfen mehr Umsätze durch Dienstleistungen für die enorme Anzahl an Pendlern möglich sind, die diese jeden Tag frequentieren.

Architekten haben auch realisiert, dass geschäftige Bahnhöfe ganze Stadtviertel wiederbeleben können, und die Anbindung abgeschiedener Stadtteile an die moderne Stadt (wie im Fall des London Crossrail) ermöglichen. Und nicht zuletzt gibt es ein zunehmendes Bewusstsein dafür, dass Zugreisen weitaus umweltfreundlicher sind als die Alternativen.

Berlin was an early adopter of the new style of station.

Das Bahnhof-Benutzererlebnis

Bahnhofsbetreiber lassen sich von diesem neu geweckten Interesse und ihrer wachsenden Bedeutung beflügeln und beschäftigen sich mit dem Benutzererlebnis der Personen, die Bahnhöfe aufsuchen – etwas, das bei Flughäfen, Stadien, Bibliotheken und Kreuzfahrtschiffen schon lange der Fall ist.

Dadurch wird beispielsweise das gesamte Spektrum an Personenbahnverkehr bewusster integriert, von Langstreckenschnellzügen über Regionalzüge bis hin zu lokalen Pendler- und Metrolinien. Gleichzeitig wird die Rolle von Bahnhöfen als multimodale Mobility-Hubs stärker in den Fokus gerückt. Die neue Centraal Station in Amsterdam umfasst beispielsweise 17.500 Stellplätze für Fahrräder.

New kid on the block: Hong Kong’s West Kowloon Station.

Ein besseres Benutzererlebnis umfasst nicht nur eine übersichtliche Beschilderung, Stadtpläne und Kaufoptionen für Fahrkarten, sondern auch digitale Optionen durch kostenloses WLAN und Apps, die Pendlern helfen, den richtigen Zug, ihr Gleis oder die interne Dienstleistung zu finden, die sie benötigen.

Dazu zählen auch mehr Geschäfte und Restaurants, denn ein besseres Benutzererlebnis zeichnet sich unter anderem dadurch aus, dass die Anforderungen von Reisenden dort erfüllt werden, wo sie sich befinden. Der Hauptbahnhof in Berlin, der 2006 eröffnet wurde, ist ein anschauliches Beispiel: Die Haupthalle ist im Wesentlichen ein mehrstöckiges Einkaufszentrum, in dem alles von Schuhen bis hin zu Lebensmitteln zu finden ist.

The dramatic makeover of the Strasbourg train station.

Bahnhöfe setzen alles in Bewegung

Neue Bahnhöfe, zum Beispiel der Bahnhof in Berlin oder die futuristischen Bahnhöfe in Birmingham oder Hongkong (West Kowloon), werden ihrem ursprünglichen Ruf als zentrale Verkehrsknotenpunkte wieder mehr gerecht. Ebenso beeindruckend ist die architektonische Energie und Planung, mit denen ältere Bahnhöfe für die Zukunft gerüstet werden.

Der Bahnhof Straßburg wurde 2007 bekannterweise um eine gigantische längliche Glasblase ergänzt. Die Union Station in Washington D.C. wird bis 2022 umfassend renoviert. Und das neue Gesicht von St Pancras International in London umfasst über 50 stylische Geschäfte, die eine Vielzahl an luxuriösen Genüssen bieten.

Derartige Neuerungen sorgen manchmal jedoch auch für Spannungen. Der Plan für eine massive Erneuerung des Gare du Nord in Paris hat eine lebhafte Debatte über das Aussehen und den Zweck von urbanen Bahnhöfen in historischen Stadtteilen ausgelöst. Eine solche Diskussion ist schon lange überfällig, denn es ist gerade dieses bürgerliche Engagement, das Städte lebenswert macht.

Verbesserte Mobilität in Mailand

Die Stazione Milano Centrale (Mailand) wurde 1931 eröffnet und ist ein klassischer Bahnhof: groß und opulent. Es handelt sich um einen der größten Schienenknotenpunkte in Europa, den etwa 400.000 Menschen am Tag frequentieren. Doch 2006 waren sich alle einig, dass es Zeit für erhebliche Verbesserungen war.

Mit der Hilfe von Experten für urbane Mobilität bei TK Elevator konnte sich die Station neu erfinden. Das Benutzererlebnis von Zugreisenden wurde verbessert. Gleichzeitig wurde die architektonische Integrität dieses Wahrzeichens erhalten. Ein Plattformlift, 16 Fahrsteige und 19 Aufzüge wurden installiert und verbessern die Anbindung in dem riesigen Bahnhof, indem sie einen schnellen, erstklassigen und sicheren Transport zwischen Zügen, Geschäften und U-Bahnen ermöglichen.

Mailand ist nur eine von vielen Städten, die auf die fortschrittlichen Mobilitätslösungen von TK Elevator in Bahnhöfen vertrauen, wo zuverlässige Verbindungen zwischen allen anderen Formen der Mobilität unerlässlich sind. Weitere Städte finden sich auf der ganzen Welt, darunter Sydney, Stockholm, Rom, Kairo und Baku.

Milan upgraded its station UX with modern mobility solutions.

Nachrüstung der Gegenwart mit Lösungen der Zukunft

Das neu geweckte Interesse an Zugreisen wurde durch das breite Medieninteresse für die ökologischen Vorteile von Schienenverkehr enorm angetrieben. Gleichzeitig wurde dadurch der Status von Zugreisen erhöht und der bisherige Konsens über die Überlegenheit von Autos und Flugzeugen in Frage gestellt.

Den Städten ist das nicht entgangen. Eine längst überfällige Investition in Züge – und Bahnhöfe, die Orte, an denen Menschen mit ihnen in Berührung kommen – ist ein weiteres Zeichen dafür, dass unsere urbane Zukunft nicht festgeschrieben ist, sondern flexibel und mobil. Wir können entscheiden, wo wir hin möchten und wie wir dorthin gelangen.

Train arriving at Leeds Station.