17.02.2021

Mobilität der Zukunft auf der letzten Meile

Aufzüge, Fahrtreppen und Fahrsteige sind für die Personenbeförderung in Städten von entscheidender Bedeutung. Sie helfen uns, die „letzte Meile“ zu überbrücken und stehen stellvertretend für den Trend hin zu nachhaltiger Mobilität.

Last Mile Teaser

Viele Metropolen bauen ihr öffentliches Nahverkehrsnetz aus und verwirklichen urbane Konnektivität mit nachhaltigen Transportlösungen, um den Verbrauch fossiler Brennstoffe zu reduzieren und die Nutzung von Privatfahrzeugen einzuschränken. Aufzüge, Fahrtreppen und Fahrsteige können bei dieser Strategie eine Schlüsselrolle einnehmen. Gerade in hügeligen Städten verkürzen derartige Mobilitätslösungen die Wegstrecke von einem niedriger gelegenen auf ein höheres Stadtniveau enorm. Zudem schaffen sie gänzlich neue Anbindungsmöglichkeiten und komfortablere Zugangspunkte zum öffentlichen Nahverkehr. Damit bieten sie nicht nur eine nachhaltige Alternative zum Straßenverkehr, sondern machen Mobilität für die gesamte Bevölkerung – einschließlich Senioren und Menschen mit körperlichen Einschränkungen – zugänglich, während Einkaufsangebote in der Umgebung leichter erreichbar werden.

Outdoor moving walk in Vitoria-Gasteiz, Spain

Die letzte Meile: optimale Anbindung an den öffentlichen Nahverkehr

Verkehrsplaner verstehen unter der „letzten Meile“, oder genauer gesagt der „ersten und letzten Meile“, die Distanz zwischen dem eigenen Aufenthalts- oder Zielort und dem nächsten Zugangspunkt zum öffentlichen Nahverkehr. Ist diese Distanz zu groß, steigen Menschen oft aufs Auto um, statt Bus oder Bahn zu nehmen.

Genau hier bietet die vertikale Personenbeförderung einen Lösungsansatz – etwa in Form von Schrägaufzügen, die vom Funktionsprinzip mit Seilbahnen vergleichbar sind. Sie sind besonders für hügelige Städte reizvoll, wo Höhenmeter auf der letzten Meile eine zusätzliche Barriere darstellen. Derartige Lösungen genießen bei Stadtbewohnern oft eine große Akzeptanz, gerade wenn ein barrierefreier Zugang gefragt ist. Zudem tragen sie dazu bei, die nicht selten hohe Luftverschmutzung zu bekämpfen, da sie strombetrieben sind und eine Alternative zu Fortbewegungsmitteln darstellen, die auf Verbrennungsmotoren basieren.

Gran Via de Vigo, Vigo, Spain
Vigo Moving Walks 2
Vigo Moving Walks 3

Wegbereiter für mehr Konnektivität in Städten

Aufzüge und Fahrtreppen können das Fundament für komplett neue Transportvisionen legen. Im spanischen Vigo reicht ihr Einfluss bereits über die letzte Meile hinaus: Dort sind sie das bevorzugte Mittel, um die hügelige Stadt zu durchqueren. Die Städtebauinitiative „Vertikales Vigo“ hat es sich zum Ziel gesetzt, neue vertikale Beförderungsrouten mit einer Gesamtlänge von rund 3 Kilometern zu realisieren. Dabei ermöglichen sie eine schnellere Fortbewegung als mit Autos, da Letztere auf dem Weg bergauf lange, kurvenreiche Straßen bewältigen müssen.

Einige Städte, die ein sanftes Gefälle aufweisen, wie etwa Vitoria-Gasteiz in Spanien, machen sich auch die Vorteile von Fahrsteigen zunutze. In der baskischen Hauptstadt dienen Fahrsteige, die geschickt in die städtische Kulisse eingebettet sind, als Tor zur Altstadt.

Manchmal werden diese Fortbewegungsmittel selbst zur Attraktion: Die Fahrsteige der Gran Via in Vigo, Spanien, werden von einer Vielzahl an Pflanzen und Bänken gesäumt und sind mit einer Glasdecke sowie einem Stahlgerüst in Regenbogenfarben überdacht.

Monjuic Barcelona
Monjuic Barcelona 2

Lückenlose Personenbeförderung in Nordspanien

tkE Ascensor Etxabakoiz Pamplona Spain
Etxabakoiz elevator, Pamplona, Spain

Die Provinzen im Norden Spaniens haben eines gemeinsam: schroffe Landstriche, die von Hügeln, Tälern und beträchtlichen Höhenunterschieden geprägt sind. Die Städte der Region bilden hier keine Ausnahme. So malerisch diese Szenerie auch anmuten mag, schafft sie auch Barrieren, die den Zugang zu wichtigen Dienstleistungen und Einkaufsmöglichkeiten erschweren. Hier kann vertikale Mobilität Abhilfe schaffen.

Neben Aufzügen, Fahrtreppen und Fahrsteigen wurden in der Region einige „Schrägaufzüge“ installiert. Diese ähneln optisch Seilbahnen, sind aber in technischer Hinsicht mit Aufzügen verwandt. Unabhängig davon, welche vertikale Mobilitätslösung zum Einsatz kommt – sie muss in der Lage sein, dem rauen maritimen Klima Nordspaniens standzuhalten.

Schrägaufzug in Zurbaranbarri (Bilbao), Spanien

Dieser bevölkerungsreiche Bezirk in Bilbao liegt an einem steil abfallenden Hang, was der alternden Bevölkerung die Fortbewegung erschwert. Aus diesem Grund veranlasste die städtische Verwaltung die Installation eines Schrägaufzugs. Für das lokale Flair wurde die für 25 Personen ausgelegte Fahrzeugkabine in der Form des Buchstabens „B“ designt und hat sich seitdem zu einem Wahrzeichen der Stadt aufgeschwungen.

Der Aufzug steuert drei Haltestellen auf einer 64 Meter langen Strecke an, die 27 Höhenmeter umfasst. Er wurde im Juni 2010 eingeweiht und ist für die Bewohner des Viertels zum bevorzugten Transportmittel geworden, um zur U-Bahn-Station am Fuße des Aufzugs zu gelangen.

Schrägaufzug in Rio de la Pila (Santander), Spanien

In Santander trennt ein steil abfallender Hang die höher gelegenen Viertel vom Stadtzentrum. Auch hier wurde der Installation eines Schrägaufzugs hohe Priorität beigemessen, da das Höhenprofil den Bewegungsradius der Bewohner einschränkte und die Anbindung an öffentliche Verkehrsmittel erschwerte. Seit der Einweihung im Juli 2008 absolviert die 20-Personen-Kabine auf einer Fahrstrecke von 78 Metern insgesamt 38 Höhenmeter und legt dabei vier Stopps ein. Eine Klimaanlage bietet im Sommer Schutz vor extremen Temperaturen, den atemberaubenden Panoramaausblick gibt es gratis obendrauf.

tkE Ascensor inclinado Rio de la Pila Santander Spain
tkE Ascensor inclinado Rio de la Pila Santander Spain

Heimliche Helden urbaner Mobilität

Häufig gerät die wichtige Rolle in Vergessenheit, die Aufzüge, Fahrtreppen und Fahrsteige dabei spielen, uns von A nach B zu bringen. Sie sind im öffentlichen Nahverkehr unser verlässlicher Begleiter auf der letzten Meile und ermöglichen eine rasche Fortbewegung in Gebäuden, Flughäfen und Einkaufszentren; immer häufiger fungieren sie dabei nicht nur als ergänzendes, sondern als eigenständiges Transportmittel, das unsere Abhängigkeit vom Auto in dicht besiedelten urbanen Zentren reduziert.

Eibar, Spain